»Es gibt einen Unterschied zwischen der Wahrheit und dem Teil der Wahrheit, der sich beweisen läßt; das ist in Wirklichkeit ein Folgesatz von Tarski zu Gödels Theorem«, sagte Seldom. »Natürlich wußten Richter, Gerichtsmediziner oder Archäologen das lange vor den Mathematikern. Nehmen wir ein Verbrechen mit nur zwei möglichen Verdächtigen. Jeder von den beiden kennt die ganze entscheidende Wahrheit: ich war es oder ich war es nicht. Doch die Justiz hat keinen direkten Zugang zu dieser Wahrheit und muß einen mühseligen indirekten Weg einschlagen, um Beweise zu sammeln: Verhöre, Alibis, Fingerspuren ... Zu oft reichen die gefundenen Hinweise nicht aus, um entweder die Schuld des einen oder die Unschuld des anderen nachzuweisen. Und im Grunde demonstrierte Gödel 1930 mit seinem Unvollständigkeitssatz, daß genau dasselbe in der Mathematik der Fall ist. Der auf Aristoteles und Euklid zurückgehende Mechanismus des Wahrheitsbeweises, die stolze Maschinerie, die von einigen wenigen wahren Aussagen als unwiderlegbare Grundvoraussetzungen ausgeht und sich mit streng logischen Schritten auf die Erkenntnis zubewegt, die axiomatische Methode also, kann bisweilen schlicht genauso unzulänglich sein wie die heiklen Kriterien der Justiz.«(zitiert aus: Die Pythagoras-Morde von Guillermo Martinez)
Kunstspaziergänger - am Sonntag, 27. März 2005, 19:29 - Rubrik: Buecher
wat42 meinte am 7. Apr, 19:33:
ich hab ja keine Ahnung aber...
ist es nicht so, dass Gödels Unvollständigkeitssatz nur besagt, dass in jedem axiomatischen System Aussagen formulierbar sind deren Wahrheitswert weder bewiesen noch wiederlegt werden kann. Das lässt sich mit Seldom noch vereinbaren. Das folgende scheint mir jedoch purer Unsinn zu sein...
chris audio antwortete am 13. Aug, 01:47:
...nee, hast Recht. Hört sich fast nicht wirklich so an, als "hättest Du Ahnung"...ist doch eine sehr präzise Zielformulierung. Uneingeschränkte Zustimmung meinerseits, wat42
chris audio meinte am 13. Aug, 01:54:
Interessante Sichtweise...Kunstspaziergänger